Antibabypille absetzen: So hilfst du deinem Körper, wieder ins hormonelle Gleichgewicht zu finden
- sruhnau1
- 18. Feb.
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 11. März
Viele Frauen nehmen die Antibabypille jahrelang – oft schon ab der Jugend, manchmal sogar, ohne sich bewusst für sie entschieden zu haben. Sie wird von Ärztinnen und Ärzten häufig als schnelle Lösung verschrieben, sei es zur Verhütung, zur "Regulierung" des Zyklus oder zur Verbesserung der Haut. Doch was passiert eigentlich im Körper, wenn wir die Pille einnehmen? Und was erwartet uns, wenn wir sie absetzen?

Lass uns einen genaueren Blick darauf werfen, welche Auswirkungen die Langzeiteinnahme der Pille hat und wie du deinen Körper optimal unterstützen kannst, wenn du dich entscheidest, sie abzusetzen.
Die Pille: Mehr als nur Verhütung
In Deutschland nehmen mehrere Millionen Frauen die Pille. Besonders häufig wird sie bereits in der Jugend verschrieben, oft vor dem 18. Lebensjahr. Dabei wird selten hinterfragt, welche Auswirkungen das auf die langfristige hormonelle Gesundheit hat.
Ein weit verbreiteter Irrglaube ist, dass die Pille den Zyklus "reguliert". Tatsächlich findet unter Pilleneinnahme kein natürlicher Zyklus statt. Der Eisprung wird unterdrückt, die körpereigene Hormonproduktion heruntergefahren, und die monatliche Blutung ist keine echte Menstruation, sondern eine künstlich hervorgerufene Abbruchblutung.
Die Schattenseiten der Langzeiteinnahme
Viele Frauen berichten nach dem Absetzen der Pille über Zyklusprobleme, unreine Haut oder starke Stimmungsschwankungen. Doch das sind oft nur sichtbare Symptome tiefergehender Prozesse, die durch die langfristige Einnahme hormoneller Verhütung entstehen.
1. Belastung von Leber und Darm
Die Pille muss – wie jedes Medikament – von der Leber entgiftet werden. Dabei sind zwei Phasen der Leberentgiftung besonders relevant:
Phase 1 (Oxidation): Die Pille stimuliert Enzyme der Cytochrom-P450-Familie, die für die Umwandlung von Medikamenten und Hormonen zuständig sind. Die gesteigerte Enzymaktivität kann dazu führen, dass andere Stoffwechselprozesse in der Leber beeinträchtigt werden.
Phase 2 (Konjugation): In dieser Phase werden die umgewandelten Stoffe wasserlöslich gemacht, sodass sie über Galle und Niere ausgeschieden werden können. Bei dauerhafter Pilleneinnahme kann es hier zu einer Überlastung kommen, wodurch Toxine und Hormone schlechter abgebaut werden.
Auch der Darm spielt eine zentrale Rolle bei der Entgiftung. Ein gesunder Darm sorgt für die Ausscheidung überschüssiger Hormone – eine Funktion, die unter Pilleneinnahme häufig gestört wird. Zudem kann die Pille das Mikrobiom negativ beeinflussen, was sich auf die Darmflora und damit auf die gesamte Hormonbalance auswirkt.
2. Nährstoffmängel und ihre Folgen
Langjährige Pilleneinnahme kann den Bedarf an bestimmten Nährstoffen deutlich erhöhen. Besonders betroffen sind:
Vitamin B6 & B12: Beide sind essenziell für die Hormonregulation und die Funktion des Nervensystems. Ein Mangel kann zu Müdigkeit, Stimmungsschwankungen und depressiven Verstimmungen führen.
Magnesium: Wichtig für die Muskelentspannung, den Blutzuckerstoffwechsel und die Stressregulation. Ein Mangel kann Krämpfe, Schlafprobleme und Nervosität verstärken.
Zink: Zink ist essentiell für die Hautgesundheit, das Immunsystem und den Stoffwechsel. Ein Mangel kann Hautprobleme und Haarausfall begünstigen.
Folsäure: Besonders wichtig für die Zellteilung und Fruchtbarkeit. Die Pille kann die Aufnahme beeinträchtigen, was langfristig ein Risiko für Frauen mit Kinderwunsch darstellen kann.
3. Belastung der Schilddrüse
Die enge Verbindung zwischen Hormonsystem und Schilddrüse macht es nicht überraschend, dass die Pille auch hier Einfluss nimmt. Synthetische Hormone können:
Die Produktion von Schilddrüsenhormonen verringern.
Die Umwandlung von T4 in das aktive T3 behindern.
Den Schilddrüsenhormon-Transport im Blut beeinflussen, indem sie das Thyroxin-bindende Globulin (TBG) erhöhen.
Das kann sich in Symptomen einer Schilddrüsenunterfunktion wie Müdigkeit, Gewichtszunahme, Kälteempfindlichkeit oder Haarausfall äußern – Anzeichen, die oft nicht sofort mit der Pille in Verbindung gebracht werden.
4. Östrogendominanz – Ein unterschätztes Problem
Ein weiteres häufiges Phänomen unter der Pilleneinnahme ist die Östrogendominanz. Da die meisten Pillen synthetische Östrogene enthalten, steigt der Östrogenspiegel oft an, während Progesteron – das natürliche Gegenspielerhormon – unterdrückt wird. Eine Östrogendominanz kann sich durch folgende Symptome äußern:
Wassereinlagerungen
Stimmungsschwankungen
Brustspannen
Gewichtszunahme
Kopfschmerzen
5. Schrumpfung der Eierstöcke und Geschlechtsorgane
Da die Pille den Eisprung unterdrückt und die körpereigene Hormonproduktion stoppt, kann es zu einer Rückbildung der Eierstöcke und anderer Fortpflanzungsorgane kommen. Studien zeigen, dass sich die Eierstöcke während der Einnahme der Pille um bis zu 50 % verkleinern können. Dies kann dazu führen, dass nach dem Absetzen der Pille die Hormonproduktion verzögert wieder in Gang kommt – ein Grund, warum viele Frauen mit Post-Pill-Zyklusstörungen zu kämpfen haben.
Nach dem Absetzen der Pille braucht der Körper Zeit, um dieses Ungleichgewicht wieder auszugleichen.
Wie lange dauert es, bis sich der Zyklus normalisiert?
Der Zeitraum ist individuell unterschiedlich. Bei manchen Frauen kehrt der Zyklus innerhalb weniger Wochen zurück, bei anderen dauert es mehrere Monate. Durchschnittlich stabilisiert sich der Hormonhaushalt innerhalb von drei bis sechs Monaten – allerdings gibt es auch Fälle, in denen sich der Zyklus erst nach einem Jahr oder länger wieder reguliert.
So kannst du deinen Körper unterstützen
Falls du die Pille absetzen möchtest oder bereits abgesetzt hast, kannst du einiges tun, um deinen Körper in der Umstellungsphase zu unterstützen:
Leber unterstützen: Bitterstoffe (z. B. Löwenzahn, Mariendistel) fördern die Entgiftung.
Darm stärken: Ballaststoffreiche Ernährung und Probiotika helfen beim Hormonabbau.
Nährstoffe gezielt auffüllen: Achte besonders auf Magnesium, Zink, B-Vitamine und Omega-3-Fettsäuren.
Stressreduktion: Hormone sind eng mit dem Nervensystem verknüpft – Yoga, Meditation oder Atemübungen können helfen.
Schilddrüse checken lassen: Falls du nach dem Absetzen der Pille Symptome wie extreme Müdigkeit oder Haarausfall bemerkst, kann eine Untersuchung der Schilddrüsenhormone sinnvoll sein.
Die Entscheidung, die Pille abzusetzen, ist ein wichtiger Schritt in Richtung natürlicher Hormonbalance. Dein Körper braucht Zeit, um sich umzustellen – aber mit der richtigen Unterstützung kannst du ihm helfen, schneller in ein gesundes Gleichgewicht zurückzufinden. Ein bewusster Umgang mit Ernährung, Darmgesundheit und Nährstoffen kann dabei entscheidend sein. Falls du dabei Unterstützung brauchst, stehe ich dir gerne zur Seite.
Quellen:
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Verhütung und hormonelle Kontrazeptiva. Verfügbar unter: https://www.bzga.de
Deutsches Ärzteblatt. Dinger, S. & Reinsch, U. (2019). Hormonelle Verhütungsmittel: Risiken und Nebenwirkungen. Deutsches Ärzteblatt, 117(32), 541–546.
Gava, M., Calagna, G., Pizzi, R. & Bastianelli, S. (2018). Combined Oral Contraceptives and Ovarian Volume: A Systematic Review and Meta-Analysis. Journal of Obstetrics and Gynecology Research, 44(9), 1705–1713.
Haverkamp, U. et al. (2020). Der natürliche Menstruationszyklus als Vitalzeichen der Frau – Ein Überblick. Journal für Reproduktionsmedizin, 11(2), 105–112.
Apotheken Umschau. Die Pille und ihre Wirkungen – Was man wissen sollte. Verfügbar unter: https://www.apotheken-umschau.de
Comments