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PCOS ganzheitlich verstehen: Mehr als nur eine Zyklusstörung

  • sruhnau1
  • 21. Aug.
  • 5 Min. Lesezeit

PCOS – vier Buchstaben, die viele Frauen erstmal verunsichern. Das sogenannte „Polyzystische Ovarialsyndrom“ gehört zu den häufigsten hormonellen Diagnosen bei Frauen im gebärfähigen Alter – und ist gleichzeitig eine der am meisten missverstandenen. Für manche kann die Diagnose erleichternd sein, weil sie Antworten liefert: auf Zyklusstörungen, Hautprobleme oder Gewichtsschwankungen. Für andere bringt sie neue Sorgen mit sich – oder ist schlichtweg nicht korrekt gestellt. Deshalb ist es so wichtig, genauer hinzuschauen: Was steckt wirklich hinter PCOS? Welche Formen gibt es – und wie kannst du deinen Körper auf sanfte, ganzheitliche Weise wieder in Balance bringen?


Bildquelle: www.freepik.com
Bildquelle: www.freepik.com

Was ist PCOS – und warum ist der Begriff so irreführend?


Der Name „Polyzystisches Ovarialsyndrom“ legt nahe, dass es sich in erster Linie um ein Problem der Eierstöcke handelt. Doch das stimmt nur teilweise. Die vermeintlichen „Zysten“, die man im Ultraschall sieht, sind meist unreife Eibläschen – Follikel – die nicht gesprungen sind. Sie sehen aus wie eine kleine Perlenkette, sagen aber allein wenig aus. Viel wichtiger ist das Zusammenspiel deiner Hormone, deiner Stoffwechselgesundheit und deiner individuellen Lebenssituation.


Ein Vorschlag, der in der Fachwelt diskutiert wird: PCOS künftig als „Metabolisch-reproduktives Syndrom (MRS)“ zu bezeichnen – also als ein Syndrom, das sowohl den Stoffwechsel als auch die Fruchtbarkeit betrifft (Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie). Dieser Name würde dem komplexen Charakter des Syndroms besser gerecht.


Wie häufig ist PCOS wirklich?


Zahlen variieren – je nachdem, welche Diagnosekriterien angewendet werden. Eine oft zitierte Studie (Lizneva et al.) kommt bei Anwendung der sogenannten Rotterdam-Kriterien auf eine Prävalenz von 8–13 % der Frauen im gebärfähigen Alter. Andere Studien zeigen niedrigere oder höhere Zahlen – bis zu 18 %. Der Mittelwert liegt bei etwa 10 %.


Die Rotterdam-Kriterien – ein System mit Tücken


Die Rotterdam-Kriterien sagen: Zwei von drei Punkten müssen erfüllt sein, damit die Diagnose PCOS gestellt werden kann:


  1. Zyklusstörungen (z. B. seltene oder ausbleibende Eisprünge bzw. ein langer oder sogar ausbleibender Zyklus)


  2. Erhöhte Androgene, als männliche Geschlechtshormone wie Testosteron (Symptome: z. B. Akne, Haarausfall oder vermehrte Körperbehaarung)


  3. Polyzystisches Ovarbild im Ultraschall


Was auf den ersten Blick klar klingt, ist in der Praxis oft schwierig zu beurteilen. Denn diese Kriterien lassen viel Spielraum – und bergen das Risiko von Fehldiagnosen. Besonders häufig passiert das bei Frauen, die unter Energiemangel, Stress oder restriktiver Ernährung leiden und deren Eisprung deshalb ausbleibt. Hier liegt die Ursache eher bei einer hypothalamischen Amenorrhoe – nicht bei PCOS.


Was wir daraus lernen können: Eine fundierte Diagnostik, die den ganzen Menschen einbezieht – nicht nur ein Ultraschallbild – ist essenziell.


Die vier PCOS-Typen – und warum sie einen Unterschied machen


Nicht jedes PCOS ist gleich. Das macht es so wichtig, zwischen den Ursachen zu unterscheiden. In ihrem Buch „Period Repair Manual“ beschreibt die kanadische Heilpraktikerin Lara Briden vier funktionelle Typen von PCOS. Diese Einteilung hilft, individuell passende Strategien zu entwickeln – anstatt jede Frau mit dem gleichen Behandlungsansatz zu begleiten.


1. Insulinresistenz-PCOS – wenn dein Körper zu viel Insulin produziert


Das ist die häufigste Form. Der Körper reagiert weniger empfindlich auf Insulin, woraufhin mehr davon produziert wird. Dieses Zuviel kann die Eierstöcke dazu bringen, vermehrt Testosteron zu bilden. Die Folge: Zyklusprobleme, Hautveränderungen, Gewichtszunahme. Oft steckt eine genetische Veranlagung dahinter – und ja, Übergewicht kann eine Rolle spielen, muss aber nicht.


Typische Anzeichen: Heißhunger auf Süßes, Müdigkeit nach dem Essen, Akne, Zyklusstörungen, dunkle Hautverfärbungen (z. B. in der Achselregion)


Was hilft: Ernährung mit wenig Zucker, mehr Gemüse, Bewegung (besonders Krafttraining), sowie gezielte Mikronährstoffe wie Inositol, Magnesium und Omega-3-Fettsäuren.


2. Post-Pill-PCOS – wenn dein Körper nach der Pille erstmal durchatmen muss


Diese Form taucht auf, wenn du die Pille – vor allem eine mit antiandrogener Wirkung – abgesetzt hast. Der Körper produziert plötzlich wieder eigene Hormone, und das kann zu einem vorübergehenden Anstieg der Androgene führen. Akne, fettige Haut oder Haarausfall sind dann keine Seltenheit. Wichtig: Diese Form ist meist nur temporär.


Typische Anzeichen: Akne nach dem Absetzen horomoneller Verhütung, längere Zyklen, unreine Haut


Was hilft: Geduld. Der Körper braucht Zeit. Unterstützend wirken leberfreundliche Bitterstoffe, eine darmfreundliche Ernährung und Nährstoffe wie Zink, Vitamin B6 und Omega-3-Fettsäuren.


3. Stressbedingtes PCOS – wenn deine Nebennieren auf Hochtouren laufen


Chronischer Stress verändert deine Hormonachsen. Die Nebenniere schüttet mehr Cortisol aus, und das kann sich auf deinen Zyklus und deine Androgenspiegel auswirken – insbesondere über das Hormon DHEA-S. Diese Form tritt oft bei eher schlanken, gestressten Frauen auf.


Typische Anzeichen: Schlafprobleme, Unruhe, Zyklusunregelmäßigkeiten, Androgene erhöht (aber aus der Nebenniere, nicht den Eierstöcken)


Was hilft: Stressregulation steht an erster Stelle. Denk an Schlaf, regelmäßige Mahlzeiten, sanfte Bewegung, Atemübungen. Adaptogene wie Rhodiola oder Ashwagandha können unterstützen.


4. Entzündungsbedingtes PCOS – wenn stille Entzündungen dein Hormonsystem aus dem Gleichgewicht bringen


Chronische, niedriggradige Entzündungen können den Eisprung hemmen und Androgene erhöhen. Ursache sind oft Darmprobleme (z. B. Dysbiose oder Leaky Gut), Umweltbelastungen oder stille Infektionen.


Typische Anzeichen: Hautprobleme, Verdauungsbeschwerden, Energietiefs, Lebensmittelunverträglichkeiten


Was hilft: Eine entzündungsarme Ernährung (viel buntes Gemüse, Omega-3-Fettsäuren, wenig Zucker), gezielte Darmtherapie und entzündungsmodulierende Nährstoffe wie Curcumin, Vitamin D und Zink.


Lean PCOS – wenn PCOS nicht mit Übergewicht einhergeht


Nicht alle Frauen mit PCOS sind übergewichtig. Bei Lean PCOS liegt oft eine Kombination aus genetischer Veranlagung, Stress und (auch leichter) Insulinresistenz vor. Diese Frauen brauchen besonders viel Feingefühl – und keine pauschalen Ratschläge wie "weniger Kohlenhydrate und mehr Sport".


Ganzheitliche Diagnostik – worauf du achten solltest


Ein Blick auf die klassischen Hormone (LH, FSH, Östradiol, Testosteron, SHBG, DHEA-S, Progesteron) ist oft der erste Schritt. Für ein vollständiges Bild lohnt es sich allerdings, zusätzlich auch diese Werte zu prüfen:


  • Schilddrüse: TSH, fT3, fT4, TPO-Antikörper


  • Blutzucker & Insulin: Nüchternwerte, HOMA-Index, HbA1c


  • Mikronährstoffe: Vitamin D, B-Vitamine (v. a. B6 & B12), Magnesium, Zink, Omega-3-Index


  • Entzündung & Darm: CRP, ggf. Zonulin, Calprotectin, Mikrobiom-Analyse


Was wirklich hilft – zurück in die Balance


Die gute Nachricht: PCOS ist behandelbar – und das ganz ohne hormonelle Medikamente. Die größte Hebelwirkung liegt oft in den Basics: Ernährung, Schlaf, Stressregulation und gezielte Mikronährstoffversorgung. Kein PCOS ist gleich – und genau deshalb braucht es einen individuellen Blick auf Symptome, Lebensstil und Bedürfnisse. Mit Geduld, Wissen und Unterstützung lässt sich der Zyklus als zentrales Vitalzeichen wieder ins Gleichgewicht bringen – und mit ihm Haut, Energie, Fruchtbarkeit und Wohlbefinden.


Quellen


  • Lizneva D. et al. (2016). Criteria, prevalence, and phenotypes of polycystic ovary syndrome. Fertil Steril. 106(1):6-15. PMID: 27233760

  • Lerchbaum E, Obermayer-Pietsch B. (2012). Vitamin D and fertility: a systematic review. Eur J Endocrinol. 166(5):765–78. PMID: 22275473

  • Unfer V. et al. (2016). Effects of inositol(s) in women with PCOS: a systematic review of randomized controlled trials. Gynecol Endocrinol. 2016:1849162. PMID: 27843451

  • Briden, L. (2017). Period Repair Manual: Natural Treatment for Better Hormones and Better Periods. CreateSpace Independent Publishing Platform.

  • Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (2016). Metabolisch-reproduktives Syndrom – neuer Name für das PCO-Syndrom vorgeschlagen. https://blog.endokrinologie.net/metabolisch-reproduktives-syndrom-pco-syndrom-2597/

 
 
 

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