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Haut und Zyklus: Wenn Hormone unter die Haut gehen

  • sruhnau1
  • 7. Aug.
  • 6 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 25. Aug.

Unreine Haut vor der Periode, Unterlagerungen am Kinn, eine fettige T-Zone oder trockene Haut nach dem Eisprung: Viele Frauen beobachten im Laufe ihres Zyklus deutliche Veränderungen ihres Hautbildes. Doch was steckt dahinter? Und welche Rolle spielen Hormone wie Östrogen, Progesteron und Testosteron dabei? In diesem Artikel beleuchte ich die hormonellen Einflüsse auf die Haut im weiblichen Zyklus und zeige auf, worauf Frauen mit hormonellen Dysbalancen achten sollten – sei es bei PCOS, nach dem Absetzen der Pille oder in der Perimenopause.


Bildquelle: www.freepik.com
Bildquelle: www.freepik.com

Der weibliche Zyklus und die Haut – ein fein abgestimmtes System


Der weibliche Zyklus ist ein dynamisches Zusammenspiel hormoneller Veränderungen. Entgegen dem verbreiteten Mythos dauert ein "normaler" Zyklus nicht immer 28 Tage und der Eisprung fällt nicht zwangsläufig auf Tag 14. Dennoch folgen die hormonellen Veränderungen einem wiederkehrenden Muster, das sich auch auf die Haut auswirkt.


In der ersten Zyklushälfte (Follikelphase) steigt der Östrogenspiegel allmählich an. Östrogen fördert die Kollagensynthese, verbessert die Hautdurchfeuchtung und erhöht die Hautelastizität. Um den Eisprung herum zeigt sich die Haut oft am klarsten und strahlendsten – ein evolutionär sinnvoller Effekt, der mit erhöhter Fruchtbarkeit korreliert.


Nach dem Eisprung dominiert Progesteron. Dieses Hormon wirkt entzündungshemmend und unterstützt die Hautbarriere. In Bezug auf die Talgproduktion ist die Datenlage uneinheitlich: Zwar berichten einige Frauen über eine fettigere Haut oder unreine Stellen in der Lutealphase, ein direkter Effekt von Progesteron auf die Talgdrüsen konnte bisher jedoch nicht eindeutig belegt werden.


Gegen Ende der Lutealphase sinken sowohl Östrogen als auch Progesteron deutlich ab, während Androgene wie Testosteron relativ stärker wirken. Genau in dieser Phase klagen viele Frauen über unreine Haut, Unterlagerungen oder zyklische Akne entlang der Kieferlinie. Dieses hormonelle Ungleichgewicht ist eine der Hauptursachen für die typischen PMS-bedingten Hautprobleme.


Wenn Hormone aus dem Gleichgewicht geraten


Nicht nur der natürliche Zyklus, auch hormonelle Dysbalancen können das Hautbild beeinflussen. Besonders deutlich wird das beim polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS): Eine der häufigsten hormonellen Störungen bei Frauen im gebärfähigen Alter. Hier kommt es zu erhöhten Androgenspiegeln und oft auch zu Insulinresistenz. Die Folge: Eine gesteigerte Talgproduktion, verstopfte Poren und entzündliche Akne – typischerweise am Kinn, Hals und Rücken. Eine Studie zeigt, dass ca. 76 % der Fälle von Hyperandrogenismus bei Frauen mit PCOS einhergehen (Azziz et al., 2004).


Ein besonderes Augenmerk: Dihydrotestosteron (DHT) und seine Rolle bei hormoneller Akne

DHT 


DHT wird aus Testosteron durch das Enzym 5-Alpha-Reduktase gebildet. Es bindet deutlich stärker an die Androgenrezeptoren in den Talgdrüsen und kann so die Talgproduktion intensivieren sowie das Wachstum von Propionibacterium acnes fördern – zwei Faktoren, die hormonelle Akne erheblich verschlimmern können. Besonders betroffen sind Frauen, bei denen die Aktivität dieses Enzyms genetisch oder hormonell erhöht ist – etwa im Rahmen von PCOS oder nach dem Absetzen hormoneller Verhütungsmittel.


Was hilft bei einer erhöhten DHT-Aktivität?


Verschiedene pflanzliche Stoffe haben in Studien gezeigt, dass sie die Bildung oder Wirkung von DHT hemmen können – meist über eine Blockade des Enzyms 5-Alpha-Reduktase oder durch eine Modulation der Androgenrezeptoren. Dazu gehören z.B. Sägepalme (Serenoa repens), Grünter Tee (sekundäre Pflanzenstoff Epigallocatechingallat), Pfefferminz (Mentha piperita) und Kürbiskernextrakt (Cucurbita pepo).


Auch andere hormonelle Ursachen sind möglich:


Frauen mit Schilddrüsenautoimmunerkrankungen wie Hashimoto zeigen häufiger Spätakne, und ein Vitamin-D-Mangel kann das Hautbild verschlechtern. Ebenso kann das Absetzen hormoneller Verhütung vorübergehend zu einem Östrogen- und Progesteronmangel führen, wodurch Androgene dominanter wirken – was sich in unreiner Haut äußern kann.


Ein weiteres Beispiel ist die Perimenopause: In dieser Übergangsphase schwanken und sinken Östrogen- und Progesteronspiegel, während Testosteron oft relativ stabil bleibt. Auch hier können verstärkte Talgproduktion und Hautunreinheiten auftreten.


Der Einfluss von Lebensstil, Ernährung und Stress


Neben der Hormonlage spielt der Lebensstil eine entscheidende Rolle. Eine Ernährung mit hohem Zuckeranteil, Milchprodukten oder einem unausgeglichenen Omega-6/Omega-3-Verhältnis kann Entzündungsprozesse fördern und Akne verschlimmern. Umgekehrt zeigen Studien, dass eine ballaststoffreiche, entzündungshemmende Ernährung mit niedrigem glykämischen Index die Haut verbessern kann (z.B. Smith et al., 2007).


Auch Stress beeinflusst das Hautbild massiv. Er erhöht den Cortisolspiegel, was wiederum die Talgproduktion steigern und entzündliche Prozesse fördern kann. Schlafmangel, emotionale Belastung oder ein dauerhaft überaktives Nervensystem können so hormonelle Hautprobleme verstärken. Entspannungstechniken, ausreichender Schlaf und Bewegung können daher einen positiven Effekt auf die Haut haben – nicht nur indirekt über Hormone, sondern auch über das Immunsystem und den Darm.


Ganzheitliche Strategien bei hormoneller Akne


Ein ganzheitlicher Ansatz berücksichtigt sowohl die hormonellen Ursachen als auch Lebensstilfaktoren. In der Praxis haben sich folgende Maßnahmen bewährt:


  • Eine entzündungsarme Ernährung mit viel Gemüse, Omega-3-Fettsäuren (z. B. aus Fisch, Leinsamen oder Walnüssen), ausreichend Zink und wenig Zucker.


  • Eine gezielte Supplementierung bei nachgewiesenem Mangel und in individueller Dosierung: z. B. Vitamin D, Zink, Selen, Omega-3 (EPA/DHA) oder Probiotika zur Unterstützung der Darm-Haut-Achse.


  • Pflanzliche Mittel wie Pfefferminztee (wirkt leicht antiandrogen), grüner Tee (EGCG senkt Talgproduktion) oder Mönchspfeffer (bei Progesteronmangel) können unterstützend wirken – immer nach individueller Abklärung. Achtung: Mönchspfeffer ist nicht bei allen hormonellen Ungleichgewichten geeignet – bei PCOS kann er aufgrund seiner LH-steigernden Wirkung sogar kontraproduktiv sein.


Eine fachärztliche Hormonuntersuchung sollte immer individuell und im richtigen Zykluszeitpunkt erfolgen – typischerweise in der zweiten Zyklushälfte (ca. 5-7 Tage nach Eisprung), um Östrogen, Progesteron, Testosteron, SHBG und ggf. DHT im Verhältnis zueinander zu beurteilen. Für die Androgene, LH, FSH und Insulin kann zusätzlich eine Bestimmung am Zyklusanfang (Zyklustag 3-5) erfolgen.


Hautpflege bei hormoneller Akne – was hilft äußerlich?


Neben der inneren Regulation der Hormonbalance spielt auch die äußere Hautpflege eine zentrale Rolle. Besonders bewährt haben sich hier medizinisch wirksame Inhaltsstoffe wie:


  • Retinoide (z. B. Retinol oder Tretinoin): Sie fördern die Zellerneuerung, verhindern das Verstopfen von Poren und wirken entzündungshemmend. Retinoide gelten als Goldstandard in der Aknebehandlung und können auch langfristig das Hautbild verbessern.


  • Salicylsäure: Diese Beta-Hydroxysäure (BHA) wirkt keratolytisch, also hornlösend, und reinigt die Poren effektiv. Gleichzeitig hat sie antibakterielle und entzündungshemmende Eigenschaften – ideal bei Mitessern und entzündlichen Unreinheiten.


  • Niacinamid (Vitamin B3): Es wirkt talgregulierend, entzündungshemmend und stärkt die Hautbarriere – auch gut verträglich für empfindliche Haut.


  • Zink, Azelainsäure oder Schwefelpräparate: Diese Stoffe wirken antientzündlich und antibakteriell und können lokal bei entzündlichen Läsionen oder Pusteln eingesetzt werden.


Wichtig: Bei sensibler Haut oder begleitender Hormontherapie sollte die Auswahl der Pflegeprodukte individuell abgestimmt werden. Weniger ist oft mehr – eine reizfreie, aber wirkstoffbasierte Pflege ist hier meist effektiver als viele verschiedene Produkte.


Fazit: Deine Haut spricht mit dir


Hautprobleme sind mehr als nur oberflächlich – sie sind oft ein Spiegel innerer Prozesse. Gerade hormonelle Schwankungen oder Dysbalancen können das Hautbild spürbar beeinflussen. Ein fundiertes Verständnis des eigenen Zyklus, eine ganzheitliche Diagnostik und ein gesunder Lebensstil können helfen, hormonell bedingte Hautprobleme nachhaltig zu verbessern. Es braucht oft Geduld, aber die Ergebnisse sind langfristig spürbar – nicht nur auf der Haut, sondern auch im Wohlbefinden.


Wenn du deine Haut verstehen möchtest, lohnt sich ein individueller Blick auf deine Hormone, deinen Zyklus und deinen Lebensstil – gerne begleite ich dich dabei.


Quellen:


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  • Akne-Behandlung: Was hilft wirklich gegen Akne? – formelskin.de

 
 
 

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