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Nebennieren & Zyklus: Warum Dauerstress unseren Hormonhaushalt verändert

Aktualisiert: 4. Nov.

Stress begegnet uns heute in vielen Formen. Er entsteht nicht nur, wenn wir emotional belastet sind oder viel Verantwortung tragen. Auch Infekte, Entzündungen, Schlafmangel, Übertraining, Umweltgifte oder ständiges Multitasking stellen für unseren Körper Stress dar. Und genau dieser dauerhafte Stress kann sich auch auf unseren Zyklus und die Hormonbalance auswirken.


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Ist Stress immer negativ?


Stress ist dabei nicht grundsätzlich etwas Negatives. Unser System ist dafür gemacht, Herausforderungen zu bewältigen – das nennt man Eustress, also positiven, aktivierenden Stress. Schwierig wird es, wenn diese Phasen nicht mehr von ausreichender Erholung begleitet werden. Dann entsteht Distress: ein Zustand der Daueranspannung, bei dem das Nervensystem nicht mehr vollständig zurückschalten kann. Genau dann beginnen sich Prozesse in unserem Hormonhaushalt und unserer Stoffwechselregulation zu verändern.


Wie Stress sich bemerkbar macht


Viele Frauen spüren zunächst subtile Veränderungen: ein leichterer Schlaf, innere Unruhe, Verspannungen im Nacken, ein schneller Herzschlag oder das Gefühl, gedanklich nie „ganz abzuschalten“. Andere bemerken Appetitveränderungen, mehr Süßhunger, stärkere Müdigkeit im Tagesverlauf oder Zyklusschwankungen.


Biologisch passiert dabei Folgendes: Stress erhöht den Blutzucker, fördert Entzündungen und verbraucht Mikronährstoffe – besonders Magnesium, B-Vitamine, Vitamin C und Aminosäuren, die wir für Energie, Nervensystem und Hormonsynthese brauchen. Wenn Stress anhält, verschiebt sich dadurch unser Hormonhaushalt.


Genau hier kommen die Nebennieren ins Spiel – kleine, aber zentrale Organe, die unsere Stressreaktionen und hormonelle Balance steuern.


Was die Nebennieren eigentlich tun


Die Nebennieren sitzen wie kleine Kappen oberhalb der Nieren. Sie sind Teil der sogenannten HPA-Achse (hypothalamic-pituitary-adrenal axis) – dem Zusammenspiel zwischen Gehirn und hormoneller Stressregulation.


Sie produzieren unter anderem die Hormone:


  • Cortisol – hilft, Energie bereitzustellen und Belastung zu bewältigen


  • Adrenalin – sorgt für schnelle Alarmreaktionen


  • DHEA (Dehydroepiandrosteron) – wirkt ausgleichend, stabilisiert das Nervensystem und dient als Vorstufe für Sexualhormone wie Progesteron


Solange Belastung und Erholung sich abwechseln, funktioniert diese Regulation fein abgestimmt.

Bleibt die Erholung jedoch aus, verändern sich Cortisol- und DHEA-Ausschüttung Schritt für Schritt – und damit auch unser Energielevel, unsere Stimmung und unsere Zyklusgesundheit.


Nebennierenerschöpfung vs. Addison: Worum es wirklich geht


In der Schulmedizin wird eine schwere Erkrankung der Nebennieren als primäre Nebenniereninsuffizienz (Addison-Krankheit) bezeichnet. Dabei produzieren die Nebennieren kaum noch Hormone – ein seltenes, eindeutig diagnostizierbares Krankheitsbild.


Daneben gibt es aber auch einen funktionellen Zustand, bei dem die Nebennieren nicht krank sind, aber durch anhaltenden Stress überlastet reagieren. Die Hormonproduktion verändert sich schrittweise. Cortisol ist zunächst erhöht und fällt später ab. Adrenalin kann anfangs hoch, später jedoch ebenfalls vermindert sein. Dieser Zustand wird als Nebennierenerschöpfung oder Nebennierenschwäche bezeichnet. Studien zeigen, dass chronischer Stress genau solche Veränderungen in der HPA-Achse auslösen kann. (1,2)


Die vier Stadien nach Freudenberger & Gail North


Das Burnout-Modell von Freudenberger & North beschreibt vier typische Verläufe körperlicher und emotionaler Erschöpfung. (3)


Diese lassen sich gut mit den Hormonwerten von Cortisol, DHEA und Adrenalin in Verbindung bringen:


  • Stadium 1 – Hohes Cortisol: Man leistet oft mehr, als eigentlich möglich ist. Cortisol ist erhöht, DHEA noch stabil, Adrenalin kann ebenfalls hoch sein. Körper und Geist funktionieren, doch die innere Spannung steigt.


  • Stadium 2 – Cortisol sinkt: Der Körper beginnt, Ressourcen zu sparen. Cortisol und DHEA fallen langsam ab, Müdigkeit und Schlafprobleme treten deutlicher auf, die Erholungsfähigkeit nimmt ab. Adrenalin kann zunächst noch normal sein, nimmt aber nach und nach ab.


  • Stadium 3 – Adrenalineinbruch: Sowohl Cortisol als auch DHEA sind niedrig, Adrenalin sinkt spürbar. Rückzug, Überforderung, reduzierte Belastbarkeit und emotionale Erschöpfung prägen diesen Abschnitt.


  • Stadium 4 – Adrenalinmangel: Tiefe Erschöpfung. Cortisol, DHEA und Adrenalin sind stark reduziert. Viele Prozesse werden heruntergefahren, Regeneration verläuft nur noch langsam. Burnout oder depressive Symptome können auftreten.


Diese hormonellen Veränderungen wirken sich nicht nur auf Energie und Stimmung aus, sondern auch auf den Zyklus. Denn Stresshormone stehen in engem Austausch mit den Sexualhormonen.


Nebennieren & Zyklus: Wie Hormonbalance zusammenhängt


Für einen regelmäßigen Zyklus braucht der Körper Stabilität und ausreichend Energie. Der Eisprung findet nur statt, wenn das Nervensystem nicht im Alarmmodus ist. Das Hormon Progesteron wird erst nach dem Eisprung gebildet – fällt der Eisprung aus oder verschiebt sich, sinkt auch der Progesteronspiegel.


Cortisol und die Sexualhormone teilen sich dieselben Vorläuferhormone, vor allem Pregnenolon und DHEA. Bei chronischem Stress priorisiert der Körper die Cortisolproduktion, ein Schutzmechanismus, um kurzfristig Energie bereitzustellen. Dadurch steht weniger Pregnenolon für Progesteron und andere Sexualhormone zur Verfügung – umgangssprachlich oft als „Pregnenolon-Stealing“ bezeichnet. (4,5)


Ein niedriger Progesteronspiegel kann zu Zyklusschwankungen, PMS, Schlafproblemen und erhöhter Reizbarkeit führen. Gleichzeitig wird unter Stress die Entgiftung in Leber und Darm verlangsamt, was die Hormonbalance weiter belastet – unser Körper kann Hormone dann nicht optimal abbauen.


Diagnostik: Was wirklich aussagekräftig ist


Die Diagnose einer Nebennierenschwäche ist nicht immer einfach. Ein einzelner Laborwert liefert selten ein vollständiges Bild. Wichtiger ist die Messung von Cortisol und DHEA-S (Speicherform) im Blut am Morgen sowie die Beurteilung ihres Verhältnisses zueinander. Anhand dieses Verhältnisses lässt sich einschätzen, in welchem Stadium der Nebennierenschwäche der Körper aktuell ist, und gezielt Maßnahmen zur Unterstützung planen.


Unterstützung in der Praxis


Das Ziel ist nicht nur, Stress zu reduzieren oder den Umgang damit zu verbessern, sondern auch, die körpereigene Regulation der Nebennieren und des Hormonhaushalts wieder zu stabilisieren.


Zu den wichtigsten Maßnahmen gehören:


  • Stabile Blutzuckerkurve durch regelmäßige, nährstoffreiche Mahlzeiten mit ausreichend Protein und komplexen Kohlenhydraten


  • Guter Schlaf und Schlafhygiene


  • Bewusstes Stressmanagement - z. B. durch Achtsamkeits-, Reflexions- oder Atemübungen


  • Magnesium, B-Vitamine und Aminosäuren - unterstützen die Energieproduktion, Nervenstabilität und die Synthese von Stress- und Sexualhormonen


  • Coenzym Q10 - fördert die zelluläre Energieproduktion in den Mitochondrien, die unter chronischem Stress stärker beansprucht werden


  • Adaptogene wie Rhodiola Rosea (Rosenwurz) , Ashwagandha oder Ginseng – sinnvoll eingesetzt, um die Nebennieren zu unterstützen


In meiner Beratung gehe ich das Thema ganzheitlich an: Wir betrachten Laborwerte, den Zyklus, Ernährung und Lebensstilfaktoren, um den Körper gezielt zu unterstützen. Schritt für Schritt passen wir die Maßnahmen an die individuelle Belastbarkeit an, sodass der Körper wieder die Möglichkeit bekommt, sich zu regulieren, aufzubauen und langfristig stabil zu bleiben.


Wenn du neugierig geworden bist, vereinbare gerne ein kostenloses Erstgespräch.


Quellen:


  1. Charmandari, E. et al (2005). Endocrinology of the stress response. Annu Rev Physiol. 67:259-84. PMID: 15709959

  2. Manigner, N. et al (2009). Neurobiological and neuropsychiatric effects of dehydroepiandrosterone (DHEA) and DHEA sulfate (DHEAS). Front Neuroendocrinol. 30(1):65-91. PMID: 19063914

  3. Freudenberger, H. J., & North, G. (1985). Burnout: The High Cost of High Achievement. New York: Anchor Press.

  4. Kudielka, B.M. & Kirschbaum, C. (2005). Sex differences in HPA axis responses to stress: a review. Biol Psychol. 69(1):113-32. PMID: 15740829

  5. Rivier, C. & Rivest, S. (1991). Effect of stress on the activity of the hypothalamic–pituitary–gonadal axis: peripheral and central mechanisms. Biol Reprod. 45(4):523-32. PMID: 1661182

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