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Glutenfrei leben – Hype oder echte Hilfe?

  • sruhnau1
  • 9. Juli
  • 3 Min. Lesezeit
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Sollte man Gluten meiden, wenn man unter Hashimoto, Zyklusproblemen oder hormonellen Ungleichgewichten leidet? Diese Frage wird in den letzten Jahren immer häufiger gestellt – und sorgt sowohl in medizinischen als auch in ernährungswissenschaftlichen Kreisen für kontroverse Diskussionen.


In diesem Beitrag schauen wir genauer hin: Was sagt die Wissenschaft? Für wen kann eine glutenfreie Ernährung sinnvoll sein – und warum scheint es gerade Frauen mit Hashimoto oder hormonellen Problemen oft besserzugehen, wenn sie Gluten reduzieren oder meiden?


  1. Gluten und Autoimmunität: Hashimoto im Fokus


Bei Hashimoto-Thyreoiditis, der häufigsten Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, richtet sich das Immunsystem gegen körpereigenes Gewebe. Dabei spielt möglicherweise ein Phänomen namens molekulare Mimikry eine Rolle: Bestimmte Abschnitte des Gluten-Bestandteils Gliadin ähneln strukturell Teilen des Schilddrüsengewebes. Das Immunsystem könnte dadurch fälschlicherweise auch Schilddrüsenzellen angreifen.


Eine Meta-Analyse von 2023 kommt zu dem Schluss, dass eine glutenfreie Ernährung bei Hashimoto-Patientinnen – auch ohne Zöliakie – die Schilddrüsenantikörper (TPO, TG) senken und das subjektive Wohlbefinden verbessern kann (Piticchio et al., 2023). Das bedeutet nicht, dass Gluten die Ursache von Hashimoto ist – aber es könnte ein Verstärker des autoimmunen Geschehens sein.


  1. Gluten, Darmgesundheit und „Leaky Gut“


Ein weiterer möglicher Mechanismus ist die Verbindung zwischen Gluten und der Darmbarriere. Gluten steigert nachweislich die Ausschüttung von Zonulin, einem Protein, das die Durchlässigkeit der Darmschleimhaut reguliert. Ist diese Barriere gestört – ein Zustand, der als „Leaky Gut“ bezeichnet wird – können unerwünschte Substanzen aus dem Darm in den Körper gelangen und systemische Entzündungsprozesse auslösen.


Studien zeigen: Auch nicht-zöliakische Menschen reagieren mit einer (wenn auch deutlich geringeren) Zonulin-Ausschüttung auf Gluten (Drago et al., 2006). Chronische Entzündungen gelten wiederum als möglicher Trigger für hormonelle Dysbalancen, Zyklusstörungen und Autoimmunprozesse.


  1. Hormonbalance braucht Nährstoffe – und eine gesunde Verdauung


Ein gereizter oder durchlässiger Darm kann die Nährstoffaufnahme beeinträchtigen. Das betrifft vor allem Mineralstoffe wie Zink, Selen, Eisen und Magnesium – allesamt essentiell für die Schilddrüse, die Hormonbildung und einen gesunden Zyklus.


Gerade bei Frauen mit niedrigem Ferritin, suboptimalen Selenwerten oder Symptomen wie PMS, Haarausfall oder Zyklusunregelmäßigkeiten lohnt es sich, auch an die Darmgesundheit als Ursache zu denken – und eventuell den Einfluss von Gluten kritisch zu hinterfragen.


  1. Industriebrot vs. traditionelles Handwerk – ein unterschätzter Unterschied


Viele Menschen haben das Gefühl, dass sie früher Brot oder Pasta besser vertragen haben als heute – obwohl keine Zöliakie vorliegt. Auch wenn es hierzu keine flächendeckenden Studien gibt, weisen Beobachtungen und erste kleinere Studien auf mögliche Ursachen hin:


  • Moderne Weizensorten unterscheiden sich in ihrer Proteinstruktur von alten Sorten – das betrifft nicht zwingend die Menge an Gluten, aber die Zusammensetzung der Gliadin-Fraktionen, die potenziell immunogener wirken könnten.


  • Industriell hergestellte Backwaren werden oft mit Backbeschleunigern und ohne lange Teigführung produziert. Dadurch bleibt weniger Zeit für die Fermentation, bei der sonst ein Teil des Glutens durch Milchsäurebakterien und Hefen abgebaut wird.


  • Eine längere Teigführung – wie beim traditionellen Sauerteigbrot – kann die Verträglichkeit verbessern: Studien zeigen, dass Fermentation bestimmte Glutenanteile reduziert und die Verfügbarkeit von Nährstoffen erhöht.


Wer nicht streng glutenfrei essen möchte, aber empfindlich auf herkömmliches Brot reagiert, profitiert daher oft schon durch den Umstieg auf handwerklich hergestelltes Sauerteigbrot aus alten Getreidesorten wie Emmer oder Dinkel.


  1. Glutenfrei ≠ automatisch gesund


Wichtig zu betonen: Glutenfrei zu essen ist nicht per se gesund. Viele Ersatzprodukte enthalten isolierte Stärke, Zucker, Zusatzstoffe oder minderwertige Fette. Eine ausgewogene, natürliche und nährstoffreiche Ernährung sollte deshalb immer im Vordergrund stehen – ob mit oder ohne Gluten.


Fazit: Keine Panik – aber bewusste Entscheidungen


Es gibt keine pauschale Empfehlung, dass alle Menschen auf Gluten verzichten sollten. Für viele ist es völlig unproblematisch.


Aber: Wenn du unter Hashimoto, hormonellen Dysbalancen, Zyklusproblemen oder Darmbeschwerden leidest – oder wenn du dich einfach oft aufgebläht, müde oder unausgeglichen fühlst – kann eine glutenfreie Ernährung über ca. 4–6 Wochen sinnvoll sein. Beobachte dabei nicht nur Verdauung und Energie, sondern auch deinen Zyklus, deine Haut, dein Wohlbefinden.


Ein bewusster Umgang mit Gluten bedeutet nicht zwangsläufig Verzicht – sondern die Entscheidung für hochwertige, gut verträgliche Lebensmittel, angepasst an deine individuelle Situation.


Hast du eigene Erfahrungen mit Gluten und Hashimoto oder Zyklusproblemen gemacht?

Ich freue mich über deinen Kommentar oder deine Nachricht!


Quellen:

  • Drago, S. et al. (2006). Gliadin, zonulin and gut permeability: Effects on celiac and non-celiac intestinal mucosa and intestinal cell lines. Scandinavian Journal of Gastroenterology. 41(4):408-19.

  • Gobetti, M. et al. (2014). How the sourdough may affect the functional features of leavened baked goods. Food Microbiology . 37:30-40.

  • Camilleri, M. (2029). The Leaky Gut: Mechanisms, Measurement and Clinical Implications in Humans. Gut. 68(8):1516-1526.

  • Piticchio, T. et al. (2023). Effect of gluten-free diet on autoimmune thyroiditis progression in patients with no symptoms or histology of celiac disease: a meta-analysis. Frontiers in Endocrinology. 24:14:1200372.

 
 
 

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